Der Rotkopf

In alten Zeiten war es üblich per Boot zu einer abgelegenen Insel zu fahren, um Vögel zu fangen und Eier zu sammeln. Die Überfahrt war gefährlich und konnte nur bei ruhigem Wetter bewältigt werden. Bei einer dieser Überfahrten musste ein Mann auf der Insel zurückgelassen werden, da das Wetter plötzlich umbrach. Diese Überfahrt stellte sich als die letzte für diesen Sommer heraus wegen des anhaltenden schlechten Wetters und der hohen See. Der zurückgelassene Mann wurde für tot gehalten.

Überraschenderweise fand man den Mann bei der ersten Überfahrt im darauffolgenden Sommer wohlbehalten wieder. Es wirkte nicht so, als hätte er eine besonders schwere Zeit dort verbracht, aber er gab keine Erklärung warum. Er wurde wieder nach Hause gebracht zu einem freudigen Wiedersehen.

Später im Sommer während einer Andacht wurde eine Kinderwiege außerhalb der Kirche gefunden. In ihr lag ein Säugling, das niemand kannte, eingewickelt in eine kostbare Decke. Da das Überleben des zurückgebliebenen Mannes immer noch allen ein Rätsel war, frage der Priester den Mann, ob er über das Kind etwas wisse und ob es getauft werden solle. Der Mann erwiderte kühl, dass er nichts wisse. In dem Moment erschien plötzlich eine hübsche Frau, ergriff die Decke, warf sie in die Kirche und sagte „Die Kirche kann sie behalten“. Dann wandte sie sich zornig an den Mann und sagte ihm, dass er sich in einen Wal der schlimmsten Sorte verwandeln würde. Sie verschwand mit dem Baby und der Wiege und ward nie wieder gesehen. Der Mann verwandelte sich tatsächlich in einen Wal mit einem roten Kopf, so wie die Farbe seiner Mütze, was ihm den Namen Rotkopf verlieh.

Es wird gemunkelt, dass seine Mutter erzählte wo er sich damals auf der Insel aufhielt. Er soll von einer hübschen Elfenfrau aufgenommen worden sein. Er wollte zurück nach Hause und sie ließ ihn gehen unter der Bedingung, dass er ihr gemeinsames ungeborenes Kind taufen ließe wenn sie es ihm zur Kirche brächte. Andernfalls gäbe es harte Konsequenzen.

Der Wal Rotkopf verursachte viel Unheil, viele Schiffe wurden versunken, viele Männer ertranken und keiner konnte ihn aufhalten. Nachdem er zwei Söhne des Priesters getötet hatte, beschloss der Priester es zu versuchen. Mit der Hilfe seiner Tochter und eines Stocks gelang es ihm, dass Rotkopf ins Landesinnere folgte, immer weiter flussaufwärts und über Wasserfälle, bis zu einem See der nun Walsee genannt wird. Diese Anstrengung war zu groß für Rotkopf und er ward seitdem nicht mehr gesehen, aber gewaltige Walknochen, die an diesem See gefunden wurden, schenken der Geschichte Glaubwürdigkeit.

Dies ist ein Auszug aus der ursprünglichen Geschichte.

Erzähler:
Hafdís Erla Bogadóttir

Verweise:
Íslenskar þjóðsögur (Icelandic Folklore).
Author: Benedikt Johannesson/Johannes Benediktsson

Zeichnungen:
Eyrun Oskarsdottir

Computergrafik:
Bjork Hardardottir

Mischer:
Hafdís Erla Bogadóttir

Video:
Markus Sveinn Markusson

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